Dr. Sybelle Goedicke-Fritz

Dr. Sybelle Goedicke-Fritz ist seit 2017 Laborleiterin in der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS. Nach ihrem Studium der Biologie in Gießen und der Promotion in der Nierenheilkunde am Universitätsklinikum Marburg arbeitete und forschte sie zunächst in der dortigen Kinderklinik, bevor sie 2017 ans UKS kam, um hier Forschungsprojekte in der Neonatologie voranzutreiben.

Schon in der Schulzeit hat mich das Fach Biologie interessiert, ich fand die Mikroskopierkurse spannend und alles, was in der belebten Natur passiert. Ich liebte es, die Natur um mich herum zu erforschen, Tiere zu beobachten, Blumen und Pflanzen zu bestimmen. Das mache ich noch heute gerne. Nun zeige ich das alles meinem vierjährigen Sohn und erlebe durch ihn nochmal diese Neugier und den Entdeckergeist.

Neben der Biologie hatte mich die Zoologie sehr interessiert. Aber da muss man auch Tiere präparieren können, das ist nichts für mich. Ich habe schließlich mein Diplom in Immunologie gemacht und bin über die Zellbiologie zur Medizinischen Forschung gekommen. In der Zellbiologie macht man sehr viel Grundlagenforschung, das ist alles sehr kleinteilig und wenig greifbar. Hier in der Neonatologie sehe ich direkt den Nutzen meiner Forschung.

Meinen jetzigen Chef Prof. Michael Zemlin habe ich schon an der Kinderklinik in Marburg kennengelernt. Ich habe als PostDoc in seinem Forschungslabor gearbeitet und dann die Laborleitung übernommen. 2016 hat er einen Ruf an das Universitätsklinikum des Saarlandes angenommen. Ich bin ihm 2017 gefolgt, da mich die Forschungsprojekte in der Neonatologie schon damals sehr fasziniert haben.

Zemlins Forschungen und die Innovationen, die er hervorbringt, sind sehr bemerkenswert. Vor einigen Jahren hatte er die Idee, Geräte, die Moleküle „erschnüffeln“ können und ursprünglich vom US-amerikanischen Militär zur Detektion von Biokampfstoffen entwickelt wurden, auch in der Medizin zur Diagnostik einzusetzen. Diese Vision einer nicht-invasiven, also schmerz- und berührungsfreien Diagnostik finde ich spannend.

Unser übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung eines „empathischen Inkubators“, in dem die Frühgeborenen sich möglichst geschützt und in Ruhe entwickeln können. Der empathische Inkubator simuliert den Mutterleib, er verdunkelt sich, Geräusche werden reduziert, damit die Frühchen eine möglichst stressfreie Umgebung haben. Das ist ganz wesentlich für eine gute Entwicklung. Überwacht wird lediglich die Luft im Wärmebettchen; auch der Windelinhalt und Schweiß oder Spucke geben Aufschluss über den Gesundheitszustand des Kindes. Außerdem verwenden wir einen Radar-Sensor, welcher die Atemfrequenz messen kann.

Das Neugeborene wird im empathischen Inkubator so wenig wie möglich „verkabelt“, denn jeder Einstich und jede Blutentnahme bedeuten Schmerz und Stress. Notwendige Untersuchungen werden möglichst während der Wachphase durchgeführt; Medikamentengaben und Ernährung erfolgen weiterhin über die Nabelschnur.

Ich forsche gerne am UKS, weil ich es wichtig finde, die Behandlungsqualität für Kinder zu verbessern – auch für die Kleinkinder und größeren Kinder, die dann keine Angst mehr haben müssen.

Im Forschungslabor der Neonatologie sind wir fünf wissenschaftliche Mitarbeiterinnen aus den Naturwissenschaften, darunter auch eine Tiermedizinerin und eine Humanmedizinerin, die zugleich Ärztin ist. Jede bei uns im Team hat mehr oder weniger ihre eigenen Projekte bzw. Spezialgebiete, die sich aber ergänzen. Wir arbeiten viel mit Doktoranden zusammen, die wir einarbeiten und als Mentoren betreuen. Sie unterstützen unsere Forschungen und entwickeln auch eigene Fragestellungen, die sie dann verfolgen.

Was ich am UKS schätze, ist die sehr gute Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen, etwa mit der Virologie, mit der Frauenklinik, mit den Neurowissenschaften. Außerdem verfügen wir über ein super Hightech-Labor im neuen Forschungsgebäude. Ich leite ein Großprojekt mit Förderung durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung, wozu wir ein S2-Labor (Sicherheitsstufe 2) benötigen. Hier versuchen wir Krankenhauskeime zu „riechen“. In einem anderen Projekt mit dem Titel „Wir riechen Covid-19“, das wir während der Pandemie aufgesetzt haben, geht es darum, Corona-Infektionen zu detektieren.

Wodurch sich das UKS wirklich auszeichnet, ist, dass hier Klinik und Labor sehr gut zusammenarbeiten. Ich schätze die Vielfalt an Projekten, wir bringen hier echte Innovationen auf den Weg. Es geschieht gerade eine Transformation von Diagnostik in die digitale Welt, das ist äußert spannend.

Neben meiner Forschung versuche ich, soviel Zeit wie möglich mit meinem Kind zu verbringen, das ist mir sehr wichtig. Das bedeutet, dass ich mich oft abends, wenn der Kleine schläft, nochmal an den Computer setze. Es müssen Forschungsanträge und Fachartikel geschrieben werden, Vorträge vorbereitet werden. Die öffentliche Sichtbarkeit unserer Forschungen ist enorm wichtig, um weiteren Rückhalt in der Bevölkerung und Zuwendungen von Drittmittelgebern zu erhalten. Für unsere Projekte haben wir bereits mehrere Auszeichnungen und Preise bekommen, darunter von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, vom BMBF, von der Universität des Saarlandes. Darüber bin ich sehr froh und sehr dankbar, denn dies zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

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