Zoe Paulus, Hebamme

Zoe Paulus arbeitet seit Oktober 2022 als Hebamme in der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin des UKS. Sie hat auch hier ihre Ausbildung auf traditionelle Art und Weise absolviert, bevor diese auf das Bachelorstudium „Hebammenwissenschaften“ umgestellt wurde. Zoe hat bisher an die 350 Geburten begleitet.

Hebammen gibt es schon seit Menschengedenken. Sie blicken auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurück, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das, was wir heute wissen und anwenden, hat sich über lange Jahre zuvor entwickelt. Aber wirklich erforscht, warum das eine oder andere in einer bestimmten Situation besser ist, hat es bisher kaum jemand. Diese Chance bietet jetzt das Studium der Hebammenwissenschaften.

Ich bin aber ganz froh, dass ich meine Ausbildung noch nach traditioneller Art machen konnte. Ich habe gleich im Hebammenteam des UKS mitgearbeitet, war sehr viel vor Ort und hatte von Anfang an ein großes Gesamtbild über die Abläufe in der Klinik. In meiner Ausbildung war ich bei 200 bis 250 Geburten dabei. Mindestens 30 musste man aktiv begleitet haben. Seit meinem Examen im Oktober 2022 habe ich nun schon um die 100 Geburten begleitet. Die Frequenz ist ganz unterschiedlich, manchmal sind es nur drei bis vier pro Woche, manchmal kommen pro Schicht acht Kinder zur Welt.

Als Hebamme in der Frauenklinik des UKS begleite ich die Mutter und ihr Baby normalerweise ab dem Zeitpunkt, wenn die Frau zum Vorgespräch und zur Voruntersuchung kommt. Und dann nach der Geburt meist noch zwei, drei Tage, solange Mutter und Kind bei uns in der Klinik sind. Es gibt aber auch die freiberuflichen Hebammen, die die Frauen und die Kinder bis zum 3. Lebensmonat betreuen – und darüber hinaus die Familienhebammen, welche die Familien bis zum 1. Geburtstag des Kindes begleiten, etwa wenn das Baby besondere Fürsorge braucht.

Keine Frau und keine Geburt ist wie die andere. Oftmals versuchen die Frauen, im Voraus zu planen, wie ihre Geburt ablaufen soll. Aber meistens ist die Geburt dann doch anders, als sie es sich vorgestellt haben. Meine Aufgabe ist es, bei den Vorgesprächen und Vorsorgeterminen beruhigend auf die Frau einzuwirken, ihr die Ängste zu nehmen, und im richtigen Moment da zu sein und zu reagieren, wenn unvorhersehbare Dinge passieren.

Ich habe es schon erlebt, dass eine Frau, die unter allen Umständen eine natürliche Geburt haben wollte, letzten Endes einen Not-Kaiserschnitt erhalten musste. Alle alternativen und medikamentösen Methoden waren fehlgeschlagen. Wenn die Frau dann stundenlang in den Wehen liegt und nichts geht voran und die Herztöne des Babys werden immer schlechter, dann darf man nicht mehr zuwarten – ich habe die Verantwortung für zwei Menschenleben.

In meinem Beruf geht es oft um Leben und Tod – ich habe auch schon schlimme Dinge erlebt und im Kreißsaal gestanden und geweint. Beides liegt eng zusammen und jede Geburt ist ein total krasses emotionales Erlebnis, eine Grenzerfahrung. Eine Geburt ist für mich immer noch etwas Besonderes: dieser Moment, wenn das Baby auf die Welt kommt und zum ersten Mal schreit. Ich möchte nie wieder etwas anderes machen!

Der Vorteil des Uniklinikums ist, dass wir hier ein Perinatalzentrum Level 1 sind. Das heißt, man sieht alles an Fällen, was es so gibt. Gerade auch komplizierte Geburten, Frühgeburten, Mehrlingsschwangerschaften. Ich hatte das schon alles während meiner Ausbildung erlebt und konnte mithelfen. Man hat das alles im UKS in kürzester Zeit und kann sich ganz viel wertvolles Fachwissen aneignen.

Ich arbeite im Früh-, Mittag- und Nachtdienst. Manchmal auch Tagdienst von 10 bis 18 Uhr, das ist die Zwischenschicht zur Überbrückung. Die Dienste sind ganz unterschiedlich. Genau wie der Kreißsaal: mal wird er komplett beansprucht, mal ist er leer. Man muss schon sehr flexibel sein. Man kann nicht sagen: Nö, heute habe keine Lust zu arbeiten, ich mach mal frei. Klar kann man vieles planen, etwa die ambulanten Vorsorgetermine, die Kaiserschnitttermine usw. Trotzdem ist eine große Flexibilität in diesem Beruf Grundvoraussetzung. Es kommen viele spontane Geburten rein. Dann sprechen wir uns ab im Team: Wer kümmert sich um die aktuelle Geburt, wer übernimmt den Kaiserschnitt, wer ist die Zweithebamme wenn‘s brennt.

 

Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich bin ein offener Mensch. Wir betreuen Frauen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Da gibt es zum Teil andere Sitten und Gebräuche, die es zu beachten gilt. Empathie und Feingefühl sind enorm wichtig – denn die Frau muss mir vertrauen. Und am Ende kommt ganz viel Dankbarkeit zurück. Ich empfinde es als große Ehre, dass ich als außenstehende Person diesen intimen Moment der Geburt miterleben darf. Ich hatte es schon, dass eine Frau bei ihrer 2. Geburt gesagt hat: „Ich will Zoe als Hebamme“. Sie kannte mich noch von der Ausbildung. Das hat mich dann sehr gefreut.

Wir beziehen auch die Väter mit ein. Väter spielen eine besondere Rolle, sie haben eine wichtige emotionale Bindung zu ihrer Partnerin und sind in den allermeisten Fällen eine echte Stütze für die Frau. Das war ganz schlimm in der ersten Coronawelle, als die Väter nicht bei der Geburt dabei sein durften. Viele Frauen haben sich sehr allein gefühlt und hatten mehr Ängste als vorher. Eine Geburt ist eben immer etwas Besonderes. Und wenn beide Partner das zusammen erleben dürfen, ist das sehr schön und schweißt zusammen. Die Erinnerungen und das unbeschreibliche Gefühl bleiben für immer.

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